In den letzten Jahren hat sich sowohl in Europa als auch weltweit viel im Bereich der Digitalisierung der Bauindustrie getan. Den Entwicklungsstand in Deutschland wollen wir uns daher genauer ansehen.
Digitale Entwicklung im Bauwesen: Ein globaler Überblick
In Europa haben Länder wie Großbritannien, die Niederlande und die skandinavischen Staaten wesentliche Grundlagen für die Digitalisierung im Bauwesen geschaffen, insbesondere durch den Einsatz von Building Information Modeling (BIM). BIM ist dort fast gleichbedeutend mit der digitalen Transformation in der Baubranche geworden.
Laut WKO wurden in diesen Ländern bereits im Jahr 2016 fast 50 % der Bauprojekte mithilfe von BIM umgesetzt. In Großbritannien wurde die Nutzung von BIM im selben Jahr für öffentliche Bauvorhaben verpflichtend eingeführt. Das Land gilt als Vorreiter, da heute etwa 80 % der Unternehmen auf digitale Gebäudezwillinge setzen.
Die USA hatten lange Zeit eine Vorreiterrolle, da BIM dort schon seit etwa zwei Jahrzehnten angewendet wird. Aufgrund fehlender nationaler Standards konnten andere Länder jedoch aufholen. Organisationen wie das National Institute of Building Sciences arbeiten nun daran, einheitliche Richtlinien und Kooperationen zu etablieren.
Auch in Asien hat die digitale Entwicklung in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Singapur verwendet seit Jahren digitale Bauanträge und verfolgt mit dem Projekt „Virtual Singapore“ das Ziel, einen digitalen Zwilling des gesamten Stadtstaats zu schaffen, um den begrenzten Raum optimal zu nutzen.
Weltweit wird seit Jahren intensiv in die digitale Weiterentwicklung investiert. Doch wie sieht es mit den Fortschritten im DACH-Raum aus?
Digitalisierung im DACH-Raum
Die Unternehmensberatung PwC analysiert jährlich die Stimmungslage in der deutschen Baubranche. In der Studie für 2024 wurde hervorgehoben, dass etwa 75 % der Befragten das Potenzial von BIM, Cloud-Technologien, Echtzeit-Reporting und IoT-Lösungen erkannt haben.
Dennoch zeigt sich im Stand nationaler Digitalisierung im Vergleich zum Vorjahr wenig Fortschritt, was darauf hindeutet, dass die Branche vor erheblichen Herausforderungen steht. Viele Unternehmen bewerten ihre digitalen Fähigkeiten als mangelhaft: Zwei Drittel der Befragten sehen noch erheblichen Verbesserungsbedarf bei der Anwendung digitaler Technologien.
Dies deutet darauf hin, dass die technologische Entwicklung zwar voranschreitet, die Bauunternehmen jedoch Schwierigkeiten haben, mit dieser Entwicklung Schritt zu halten.
In Österreich ist die Situation ähnlich. PwC stellt fest, dass die österreichische Regierung und die Gemeinden die Digitalisierung verstärkt unterstützen, beispielsweise durch die Förderung digitaler Genehmigungs- und Antragsverfahren.
Eine Erhebung von suisse.ing in der Schweiz zeigt ein vergleichbares Bild. Bemerkenswert ist, dass Schweizer Baubetriebe die Verbesserung der Bauqualität als Hauptgrund für den Einsatz von BIM und ähnlichen Technologien anführen, weniger die Reduzierung von Kosten oder Bauzeiten.
Die Haltung im DACH-Raum ist somit überwiegend positiv, aber auch zurückhaltend. Die Unterstützung durch öffentliche Stellen spielt hier eine entscheidende Rolle.
In Deutschland ist der Einsatz von BIM seit 2020 bei allen öffentlichen Bauprojekten verpflichtend. Das BIM-Portal des Bundes soll bei der Implementierung unterstützen.
In der Schweiz wird BIM im öffentlichen Sektor ab 2025 verpflichtend, wie im Aktionsplan "Digitale Schweiz" festgelegt. Das Merkblatt SIA 2051 dient hier als Leitfaden.
In Österreich gibt es zwar keine gesetzliche Verpflichtung, doch die Normenreihe ÖNORM A 6241 bietet einen Rahmen für Unternehmen. Zudem werden spezielle Studiengänge zur Ausbildung neuer BIM-Experten im Rahmen der Digitalisierungsstrategie angeboten.
Die Initiative buildingSMART ist in allen drei Ländern aktiv und fördert die Zusammenarbeit. Für Österreich und die Schweiz gibt es beispielsweise ein gemeinsames Regelwerk, das die Standardisierung und Implementierung digitaler Bauprozesse unterstützt.
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